Dienstag, 9. April 2013

Nationalpark Nordschwarzwald ist ein weiteres Stück vorangekommen

Am 8. April 2013 ist das von der Landesregierung Baden-Württemberg beauftragte Gutachten zu einem Nationalpark im Nordschwarzwald der Öffentlichkeit vorgestellt worden. In den kommenden Wochen sollen das Gutachten und das Thema Nationalpark Nordschwarzwald in den Landkreisen und Gemeinden vor Ort bei öffentlichen Veranstaltungen diskutiert werden. Daraufhin will die Landesregierung das Gesetzgebungsverfahren für einen Nationalpark Nordschwarzwald einleiten.

Die Landesregierung sieht sich in ihrer Auffassung durch das Gutachten bestätigt. Das Gutachten hält die Einrichtung eines Nationalparks im Nordschwarzwald für möglich. Unüberwindbare Hindernisse stehen der Einrichtung eines Nationalparks nicht entgegen. Wenigen Arbeitsplätzen in der Holzindustrie, die durch die Einrichtung des Nationalparks eventuell verlorengehen, stehen sehr viel mehr Arbeitsplätze im tertiären Sektor gegenüber, die als Folge der Einrichtung eines Nationalparks geschaffen werden.


Die genauen Gebietsperimeter des Nationalparks Nordschwarzwald sind noch nicht festgelegt. Bisher gibt es lediglich einen sogenannten Suchraum, der aus drei Gebieten besteht, die nicht unmittelbar aneinander angrenzen. Der Suchraum ist ca. 17.000 Hektar groß. Der geplante Nationalpark Nordschwarzwald soll jedoch nur 10.000 Hektar groß werden (die von der Unesco vorgegebene Mindestgröße für einen Nationalpark). Diese Größe soll selbst dann eingehalten werden, wenn sich alle 17.000 Hektar des Suchraums für die Einrichtung eines Nationalparks als geeignet erweisen sollten.

Die drei Teilgebiete des Suchraums sind:

Ruhestein: Das Gebiet erstreckt sich entlang des Hauptkamms des Nordschwarzwalds von nördlich Freudenstadt-Kniebis über Zuflucht, Schliffkopf und Ruhestein bis zur Hornisgrinde mit einem östlichen Ausläufer bis zum Huzenbacher See über dem Murgtal.

Ochsenkopf: Das Gebiet erstreckt sich rund um den Hohen Ochsenkopf zwischen Herrenwies im Norden und Hundsbach im Süden. 

Kaltenbronn: Das Gebiet erstreckt sich rund um die berühmten Moore von Kaltenbronn und geht im Norden bis Dobel und Bad Herrenalb sowie im Süden bis Enzklösterle-Ronbach.

Von den drei Teilgebieten des Suchraums ist nur das Teilgebiet Ruhestein groß genug, dass dort ein 10.000 Hektar großer Nationalpark eingerichtet werden kann. Die anderen beiden Teilgebiete sind kleiner als 10.000 Hektar. Es gibt vier Varianten für die Einrichtung des zukünftigen Nationalparks:
1. Variante Ruhestein
2. Variante Kaltenbronn - Ochsenkopf
3. Variante Ruhestein - Kaltenbronn
4. Variante Ruhestein - Ochsenkopf
Weitere Informationen gibt es auf der Seite der Landesregierung zum Nationalpark Nordschwarzwald: www.schwarzwald-nationalpark.de

Kommentar
Der neue Nationalpark Nordschwarzwald soll 10.000 Hektar umfassen. Das ist gerade mal etwas weniger als zwei Prozent der Fläche des Schwarzwalds. Zudem soll der Nationalpark ausschließlich auf Staatswaldflächen eingerichtet werden, Flächen also, die allen Bürgern von Baden-Württemberg gehören. 

Es wird in der Argumentation gegen einen Nationalpark Nordschwarzwald immer wieder darauf abgehoben, dass es ja bisher auch ganz gut ohne Nationalpark gegangen ist. Diese Argumentation ist jedoch nur teilweise richtig. Denn die Zeiten ändern sich. Die Forstwirtschaft wird immer weiter industrialisiert. Mit immer größeren Maschinen werden die Bäume aus dem Forst geholt. Der Boden und die im Wald vorhandenen Wege werden durch die Maschinen immer mehr beeinträchtigt. 

Das hat auch Auswirkungen auf die Wanderwege. Immer öfter kommt es vor, dass Wanderwege zeitweise nicht mehr begehbar sind, weil ganze Waldabschnitte gesperrt werden oder weil die Wege schlichtweg zerstört worden sind. Das macht selbst vor denjenigen Wanderwegen nicht halt, die in irgendeiner Form ausgezeichnet worden sind (z.B. Qualitätsweg Wanderbares Deutschland, Premiumweg). 

Wenn man sich als Naturfreund, als Wanderer, als Erholungssuchender oder als Liebhaber der Landschaft aber nicht einmal mehr auf die prämierten Wanderwege verlassen kann, dann ist irgendetwas faul. Deshalb wird es allerhöchste Zeit, dass wenigstens 10.000 Hektar Fläche im Schwarzwald eingerichtet werden, die für die Forstindustrie tabu sind und wo der Besucher eine Garantie hat, unzerstörte Landschaft und offene Wanderwege zu finden. Langfristig müssen ca. 20 Prozent der Fläche vorwiegend der Natur und der Erholung dienen und für die Forstwirtschaft tabu sein. Das ist in Ländern wie USA, Kanada, Schweden, Norwegen, Spanien, Australien, Neuseeland usw. schon längst so eingerichtet. Der Nationalpark Nordschwarzwald kann diesbezüglich nur ein Anfang sein.

Hinterlassenschaften der Forstindustrie im Frühjahr 2013 auf der Hochfläche östlich des Nagoldtals bei Calw-Holzbronn: Schwere Maschinen haben den Waldboden zerstört und für Wanderer ungangbar gemacht. Hier verläuft der Gäurandweg, einer der Fernwanderwege des Schwarzwaldvereins. Sperrungen sind vor Ort keine vorhanden. Die Wegweiser sind verschwunden. Der Schwarzwaldtourist steht ratlos da.


      

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