Die Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald ist Teil des Koalitionsvertrags für die laufende Legislatur in Baden-Württemberg.
Bei der Umsetzung dieser Naturschutzmaßnahme gibt es größere Widerstände als zunächst wohl gedacht. Gleichzeitig stellt sich die allgemeine Frage, ob es in Baden-Württemberg genügend viele und große Wildnisflächen gibt.
Diese Thematik wollen wir im heutigen Post in diesem Blog ein wenig beleuchten.
Der am 1. Januar 2014 gegründete Nationalpark Schwarzwald erfüllt zwar in Bezug auf seine Fläche die internationalen Vorgaben gerade noch (größer als 10.000 Hektar bzw. 100 km²). Der Nationalpark besteht aber aus zwei Flächenteilen, die durch mehrere Kilometer Nicht-Nationalpark-Fläche getrennt sind. Eine Vereinigung dieser beiden Flächenteile muss das oberste Ziel in Sachen Entwicklung des Nationalparks Schwarzwald sein. Die Vereinigung der beiden Flächenteile wäre auch mit einer Vergrößerung der Gesamtfläche des Nationalparks verbunden.
Diese Maßnahme hat auch Eingang in den Koalitionsvertrag für BW gefunden. Bei der Umsetzung dieser Maßnahme stellt man jetzt aber fest, dass die Widerstände gegen die Gebietsveränderung beim Nationalpark Schwarzwald doch größer sind als zunächst angenommen.
Befürchtungen in Forbach-Hundsbach
Da wäre zunächst mal der Forbacher Ortsteil Hundsbach. Dieser Ortsteil sieht sich zum Teil durch eine Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald in seiner Entwicklung beschränkt und förmlich eingezäunt. Das muss man sicher ernst nehmen. Möglicherweise kann man den Bedenken dadurch entgegenkommen, dass man das vorhandene Wegenetz in der potenziellen Erweiterungsfläche des Nationalparks zunächst mal so belässt wie es ist und nicht weiter einschränkt.
Macht die CDU eine Rolle rückwärts?
Da wäre dann aber auch die CDU in Baden-Württemberg. Die CDU ist eine der beiden Regierungsparteien in BW. Sie hat den Koalitionsvertrag mitgestaltet und auch die Erweiterung des Nationalparks mitgetragen. Jetzt aber gibt es von Seiten der Landes-CDU Bedenken. Vor allem der Landwirtschaftsminister Hauk tut sich hier hervor. Hauk stand dem Nationalpark schon immer skeptisch gegenüber.
Hat BW ausreichend Wildnisflächen?
Im Jahr 2007 hat die Bundesregierung als Teil ihrer Biodiversitätsstrategie beschlossen, dass bis zum Jahr 2020 zwei Prozent der Fläche Deutschlands Wildnisgebiet bzw. Wildnisentwicklungsgebiet sein sollen. Die Mindestgröße der einzelnen Flächen soll 1.000 Hektar (bei Mooren, Küsten und Flussauen 500 Hektar) betragen. Die Bundesregierung hat hier eine Verpflichtung aus Vorgaben der UN umgesetzt.
Dieses Ziel wurde deutschlandweit krachend verfehlt. Es gibt aber Unterschiede zwischen den Bundesländern. Es gibt Bundesländer, die das Zwei-Prozent-Wildnis-Ziel thematisieren und versuchen, in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels voranzukommen. Es gibt aber auch Bundesländer, die dieses Ziel weitgehend ignorieren. Dazu gehört leider auch Baden-Württemberg.
Das Zwei-Prozent-Wildnis-Ziel wird in BW quasi totgeschwiegen. Dabei wäre das Zwei-Prozent-Ziel gerade jetzt im Zusammenhang mit der Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald von Bedeutung. Diese Erweiterung ist ein Mosaikstein zur Erreichung des Zwei-Prozent-Wildnis-Ziels in BW. Man kann die Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald ablehnen. Dann aber soll man bitte schön eine Fläche in BW benennen, auf der ersatzweise Wildnis mit derselben Flächengröße entstehen kann.
Hier gibt es nun Hausaufgaben für das Umweltministerium. Es sollte eine Liste veröffentlicht werden, in der alle bestehenden Wildnisgebiete in BW eingetragen sind, die zur Erreichung des Zwei-Prozent-Wildnis-Ziels in BW beitragen. Diese Liste ist fortzuführen und in regelmäßigen Abständen zu aktualisieren. Das Zwei-Prozent-Wildnis-Ziel muss zudem in BW thematisiert und bekanntgemacht werden. Maßnahmen wie die Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald sind unter dem Dach des Zwei-Prozent-Wildnis-Ziels zu thematisieren und voranzubringen.
Oft gehen die Menschen bei einer Sache mit, wenn sie die Einbindung in das große Ganze verstehen. Die Politik in BW ist hier in der Bringschuld.
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