Im Bannwald Hoher Ochsenkopf - Nägeliskopf lässt sich Waldgeschichte hautnah erleben. Die Entwicklung des Waldes im Bereich des Hohen Ochsenkopfs lässt sich in die folgenden Phasen einteilen:
1. Die ursprüngliche Bewaldung mit einem Tannen-Buchen-Mischwald wird im 17. und 18. Jahrhundert beseitigt, um Platz für Weideflächen zu schaffen.
2. Der Gipfel des Hohen Ochsenkopfs ist vollständig kahl.
3. Die Weide wird gegen Ende des 19. Jahrhunderts zurückgenommen. Erste Latschen (Bergkiefern) siedeln sich an.
4. Die Weide wird aufgegeben. Immer mehr Fichten siedeln sich an.
5. Die schnellwachsende Fichte zwingt die Latschen dazu, sich im Konkurrenzkampf um Licht aufzurichten. Jedoch können die Latschen bei weitem nicht die Höhe der Fichtenstämme erreichen.
6. Die Latschenbäume verlieren den Konkurrenzkampf mit der Fichte und sterben ab.
7. Die Fichte gerät ab den Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts selbst unter Druck. Der Borkenkäfer, Stürme und trockene Sommer sorgen dafür, dass nun auch die Fichte großflächig abstirbt.
8. Die weitere Entwicklung ist noch nicht sicher. Neben den Skeletten der abgestorbenen Bäume prägen zur Zeit Pionierbäume wie die Vogelbeere und erneut viele Jungfichten das Bild im Bannwald.
Beim
Gang durch den Bannwald hinauf auf den Gipfel des Hohen Ochsenkopfs
wagt man kaum zu sprechen oder zu atmen. Es ist wie ein Gang durch eine
große feierliche Schlosshalle. Geschichte, in diesem Fall Waldgeschichte
ist zum Greifen nah. Die Waldbilder sind hochdramatisch. Das Chaos ist
kaum mehr zu überbieten. Zudem verfällt der Weg auf den Hohen Ochsenkopf
immer mehr. So kommt man sich vor wie ein ungebetener Gast, der eine
feierliche, ernste Gesellschaft stört.
Als
ich in diesem Sommer mal wieder auf den Gipfel des Hohen Ochsenkopfs
stieg, war ich teilweise im Zweifel, ob dies überhaupt noch zulässig
ist. Ich meine jedenfalls, dass die Besteigung des Gipfels noch erlaubt
ist, allerdings nur - wie vor Ort beschildert - in der Zeit zwischen dem
15. Juli und dem 1. November eines Jahres. Während der übrigen Zeit des
Jahres ist das Gebiet wegen des Auerhuhnschutzes gesperrt. Und sollte
eines Tages der Gipfelpfad nicht mehr erkennbar sein, wäre es
tatsächlich aus mit der Gipfelwanderung. Denn der Bannwald darf nur auf
den Wegen betreten werden.
Der
Bannwald Hoher Ochsenkopf - Nägeliskopf befindet sich im
Nordschwarzwald in der Nähe des Schwarzwald-Hauptkamms südlich des Tals
von Herrenwies. Der Bannwald wurde im Jahr 1970 ausgewiesen und hat eine
Fläche von 100,7 Hektar. Seine Höhenlage reicht von 970 bis 1050 Meter.
Man
erreicht den Bannwald von der Straßenkreuzung Hundseck an der
Schwarzwaldhochstraße aus. Mit der gelben Raute wandert man in 1,4
Kilometer zu den westlichen Dreikohlplatten und noch einmal 0,2
Kilometer zu den östlichen Dreikohlplatten. Von dieser Wegkreuzung hält
man sich halblinks auf den Erdweg und geht ca. 1 Kilometer auf einem
Bergkamm bis zum Beginn des Anstiegs auf die Gipfelkuppe und dem Beginn
des Bannwalds. Dort geht man geradeaus weiter und auf immer schlechter
werdendem Weg zum Gipfel hinauf.
Am
Gipfel sieht man noch die Reste des früheren Aussichtsturms. Der
Weiterweg hinab auf die andere Seite des Berges wächst mit großer
Geschwindigkeit zu. Ich habe den Weiterweg in diesem Sommer gerade noch
bewältigt, allerdings hatte ich schon Ortskenntnisse von früheren
Begehungen. Vom Weiterweg muss ich dringend abraten. Somit sollte man
auf demselben Weg wieder zurückgehen.
Der Bannwald Hoher Ochsenkopf - Nägeliskopf gehört zu den eindrucksvollsten Waldschutzgebieten in Baden-Württemberg. |
Die Fichte ist zur Zeit die dominierende Baumart im Bannwald Hoher Ochsenkopf. Sie ist jedoch in weiten Bereichen im Absterben begriffen. |
Die Vogelbeere oder Eberesche kann auf den kahlen Flächen im Bannwald Hoher Ochsenkopf als Pionierbaum Fuß fassen. |
Diese Bergkiefer (Latsche) hat den Hohen Ochsenkopf vor dem Heranwachsen der Fichte besiedelt und ist durch den starken Konkurrenzdruck der Fichte bereits seit einigen Jahren abgestorben. |
Am Gipfel des Hohen Ochsenkopfs sieht man noch die Überreste einer früheren touristischen Ära, die Steine des früheren Aussichtsturms. Sogar eine Informationstafel ist noch vorhanden. |
Auf der Gipfelkuppe des Hohen Ochsenkopfs hat der Borkenkäfer ganze Arbeit geleistet. Fichtenskelette ragen in den Himmel. |
Ohne Totholz hätten sich diese Pilze nicht ansiedeln können. |
Manche Waldpartien im Bannwald Hoher Ochsenkopf wirken geradezu gespenstisch. |
Jedoch wachsen im Bannwald Hoher Ochsenkopf überall Jungbäume in großer Zahl nach. |
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